Was tun, wenn die Zeitung kommt?

Fürchte dich nicht, die Lokalzeitung kommt. Ja, es gibt sie noch, die guten alten Printmedien. Oft totgesagt, ist ihre Auflage meist immer noch relevanter als ein Facebook- oder Instapost. Wie man mit „den Presseleuten“ umgeht, erfahren Sie jetzt.

Als Societyjournalistin und Pressefotografin, die seit rund 30 Jahren immer auch von Journalisten und Zeitungen gebucht wird, erlebt man einiges, wenn man bei Kunden steht und schüttelt oft nur den Kopf. Zwischen Angst und Übereifer wird man schnell und unfreundlich abgefertigt oder stundenlang übermotiviert festgehalten, um auf „die Story“ zu warten. Journalisten und Pressefotografen sind auch nur Menschen und natürlich ist Objektivität das oberste Gebot. Wer kooperativ ist, steigt dennoch immer besser aus. Das kann ich aus langjähriger Erfahrung bestätigen.

Die 10 Regeln im Umgang mit der Presse:

  1. Sei unkompliziert und pünktlich wenn die Presse kommt.

Schon beim Ausmachen des Termins ist es wichtig, dass man möglichst zeitnah auf die Journalistenwünsche eingeht. (Wenn Bäcker oder Gastronomen für eine harmlose Keksbackgeschichte erst in 14 Tagen einen Termin anbieten können, braucht man sich nie wieder bei seiner Zeitung zu melden.) Tageszeitungsjournalisten brauchen die Story sofort. Also meist am gleichen Tag. Magazine haben einen längeren Spielraum. (ca 1 Woche)
Dass man dann auch zum ausgemachten Zeitpunkt fotografierbar aussieht und sich nicht erst umziehen muss, sollte selbstverständlich sein. (Auch wenn der Fotograf nicht extra angekündigt wurde)

2. Bereite die Themen für das Pressegespräch vor

Inhaltlich sollte man sich auf die gewünschte Presse-Geschichte vorbereiten (Daten, Zahlen und Fakten parat haben), eventuell überlegen, wo ein geeigneter Fotoplatz wäre (flexibel sein, wenn der Fotograf dann was ganz anderes will) und auch auf Sonderwünsche der Journalsiten flexibel reagieren. Sein starres Konzept herunterzubeten, bringt auch nichts. Auf die Fragen der Journalisten sollte ernsthaft eingegangen werden.

Überlegen sie sich vorher, welche Stories außer der gewünschten noch interessant sein könnten. (aber überfordern Sie die Geduld der Journalisten und Pressefotografen dann nicht)

3. Erzählen Sie keine Geschichten unter der Hand

Wie oft habe ich das gehört: „Das erzähle ich Ihnen jetzt nur privat – benutzen Sie es nicht.“ Das ist die dümmste Phrase, die man Journalisten gegenüber erwähnen kann. Es ist ihr Job zu berichten und „die Story“ aufzutun. Wenn Sie ernsthaft an einem Geheimnis festhalten wollen, erzählen sie es nie einem Journalisten. Never ever! Zeigen sie keine geheimen Dokumente und vermeiden sie Gerüchte, die nicht verifizierbar sind. Das hilft keinem.

4. Nehmen Sie sich Zeit für ihre Presseleute.

Die Geschichte ist erzählt, die Pflichtbilder gemacht. Die Presseleute wollen dennoch ein paar mehr Bilder oder weitere Stories. Nehmen sie sich die Zeit, wenn es um positive Berichterstattung geht. Auch wenn die Story nur für den Stehsatz (als Füller, wenn mal nichts Aktuelles zu berichten ist) gebraucht wird. Wie oft habe ich erlebt, dass aus falsch verstandener Sparsamkeit nur ein Rezept gekocht wurde, wo doch auch zwei möglich gewesen wären. Mittlerweile haben alle Zeitungen auch Online-Kanäle, die sie täglich befüllen müssen und sind um jedes schnell produzierte Material dankbar. Helfen Sie dabei – es nutzt auch Ihnen.

5. Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft?

Teuere Pressegeschenke werden mit Sicherheit als Bestechung gesehen und hoffentlich auch abgelehnt. Dass die Kekse, über die berichtet wird, auch verkostet werden, versteht sich von selbst. Bei Firmenreportagen ist es durchaus üblich, Produktproben mitzugeben (auch im eigenem Interesse, da hier online Stories auf Social Media entstehen können oder fehlendes Fotomaterial nachgestellt werden kann). Dass man bei längeren Interviews (gesunde) Snacks und Wasser oder Kaffee reicht, ist selbstverständlich. Das fünf Gänge Menü im Haubenrestaurant wäre abzulehnen, wenn es nicht Gegenstand der Berichterstattung ist. Manche Zeitungen haben hausintern strenge Compliance Richtlinien. Grundsätzlich gilt: Alles über einem Gesamtwert von 100 Euro ist in jedem Fall bedenklich.

6. Alles nur Frühstücksjournalisten?

Es gibt sie und im Zeitalter der Blogger werden sie immer mehr – sogenannte Journalisten, die nur wegen der Gratisbrötchen und Pressegeschenke kommen. Da wir hier aber von ausgemachten Einzelinterviews ausgehen, die entweder auf ihre Initiative (Einladung, Aussendung) zurück gehen, nehmen wir an, die Berichterstatter sind erwünscht. Es kann natürlich auch sein, dass sich die Qualität ihrer Produkte oder der Newswert über die Sozialen Medien herumgesprochen hat und die Printjournalisten auf Sie aufmerksam geworden sind. Während früher bei solchen Anrufen oft Freude und Ehrgefühl überwogen, merken wir heutzutage immer öfter auch Ablehnung. „Brauchen wir nicht“, höre ich oft auch bei redaktionellen (kostenlosen) Berichten. Oder auch „wir haben Stress – sie haben 10 min.“ oder auch „Unsere Presseabteilung wird sie mit Unterlagen versorgen.“ Wer so kontert, hat seine Chancen verspielt. Und vielleicht braucht man den einen oder anderen Journalisten ja doch noch mal.

7. Planen sie auch Zeit für die Pressefotos ein.

Der Journalist hat seinen Fotografen mit. Oft ist es üblich, bei längeren Interviews die Bilder gleich zu Beginn zu machen, damit der Fotograf nicht warten muss. Gehen sie auf die Wünsche und Vorschläge ein. (ev. Zweites Outfit parat haben). Gutes Licht,  Tageslicht hilft. Bereiten Sie auch Produkte vor, die als Productplacement im Bild stehen oder das, worum es geht. Auch symbolisch denken. (Jubiläum – Geburtstagstorte, neues Produkt, .. bei Firmenreportagen  abklären, welcher Mitarbeiter ins Bild soll oder will..)

8. Der ideale Interviewraum

Die meisten Journalisten schneiden die Interviews mit. Gut ist ein heller, ruhiger Raum (Hintergrundmusik abschalten) mit möglichst leeren Wänden (damit keine störenden Linien im Hintergrund durch ihr Gesicht laufen). Achten Sie darauf, dass weiches Licht von vorne auf ihr Gesicht fällt und keine punktuellen Lichtquellen direkt über Ihnen sind)

Generaldirektor Andreas Höll, Volksbank, Salzburg, 20200615, (c)wildbild

9. Firmenführung für die Presse

Vor dem Rundgang auf etwaige Sicherheitsbestimmungen und nicht zu fotografierende Objekte (Neue Projekte, die noch nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind) hinweisen. (Wenn Sie dem Team nicht trauen – ev. den Passus unterschreiben lassen). Mitarbeiter tags zuvor vorwarnen und die, die nicht in die Zeitung wollen ev. auf Pause schicken)

Wir hatten immer wieder mal Probleme mit Bildern, die wir extra gestellt hatten und die im Nachhinein nicht verwendet werden durften, da ein Mitarbeiter sein Veto eingelegt hatte. Das sollte im Vorfeld geklärt sein (DSGVO Einverständniserklärung der Mitarbeiter sollte ohnehin jeder Betrieb geklärt haben)

10. Parktickets

Falls es für die nahe Parkgarage Gratistickets /Stempel oder Ausfahrtsmünzen notwendig sind, die im Vorfeld schon bereithalten.

(DW)

PS. Wir bieten seit Jahren Mediencoachings für Klein- und Großbetriebe. Anfragen jederzeit unter 0676/4037070 oder foto@wildbild.at